01.12.2021 11:44 Uhr

Interview mit Blindentennisspieler Mathias Schmidt

„Es hat mich einfach sofort gepackt“

Verlässt sich auf sein gehör: Mathias Schmidt

Bei den 3. Nationalen Blindentennismeisterschaften im Sommer 2020 begann der Aufstieg von Matthias Schmid. Der Göttinger gewann in der B2 Konkurrenz – und hatte dabei doch erst im Jahr zuvor überhaupt mit Tennis begonnen. Schmid, der auch die Norddeutschen Meisterschaften gewann hat ankündigt, auch weiterhin in der Blindentennis-Turnierszene eine entscheidende Rolle zu spielen. Im Gespräch schildert er seinen Weg zum Tennis.

Herr Schmid, Sie haben sich als leidenschaftlicher und erfolgreicher Tennisspieler etabliert. Wie lange sind Sie bereits blind?Ich war bereits als Kind kurzsichtig. Doch das hielt sich in Grenzen, lange Zeit hatte ich damit keine größeren Probleme. Im Alter von 30 verschlimmerte es sich allerdings massiv, ich wurde mit drei Schüben extrem sehbeeinträchtigt war. Ich muss gestehen, dass dies durchaus eine harte Zeit war.

Wie übersteht man so etwas? Was waren Ihre Anker?Ganz klar der Sport. Über den Niedersächsischen Judoverband konnte ich als Trainer und Athlet wieder Fuß fassen. Dann begann ich zu laufen und über den Umweg der Marathonläufe landete ich schließlich beim Tennis.

Wie haben Sie vom Blindentennis erfahren?Ich hatte schon immer eine Affinität zu Bällen und habe früher bereits Handball gespielt. Meine Freundin hat mir dann erzählt, dass es auch Blindentennis gibt – was ich zugegebenermaßen zuerst belächelte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren kann.

Wie kam es zu der spontanen Liebe?
Vom TNB gab es eine wirklich fantastische Veranstaltung in Göttingen mit dem Vizepräsidenten Reiner Beushausen. Es war ein Tag, an dem jeder einfach alles ausprobieren konnte. Durch das Inklusionsmobil, mit dem der TNB vor Ort war, hatte ich schließlich die Chance, Blindentennis auszuprobieren. Ich war sofort begeistert. Durch diesen rundum gewinnbringenden Tag und die rasselnden Klingelbälle hat sich mir logisch dargestellt, wie der Sport funktioniert. Und was soll ich sagen – es hat mich einfach sofort gepackt.

Was waren die entscheidenden Fakten?Ich habe mich beim TNB einfach super aufgehoben gefühlt. Was hier geleistet wird, ist mehr als vorbildlich. Das Inklusionsmobil, die Ansprache des gesamten Teams. Gier ist zu bemerken, dass das Thema Inklusion nicht nur als Image genutzt wird. In Göttingen konnte ich auch mit den ersten Trainingseinheiten starten, wobei diese mehr auf Freizeitsport ausgelegt waren. Über Umwege nach Bremen und dann zum Blindentennistrainer Marc-Rene Walter habe ich dort zwei Tage vor der Norddeutschen-Blindentennismeisterschaft trainiert.

Was einen echten Blitzaufstieg zur Folge hatte
So ist es wohl. Aber mir ist es gar nicht so wichtig, dass ich diese Titel geholt habe. Ich liebe die Sportart und versuche sie so gut es geht, zu unterstützen. Ich hoffe sehr, dass ich schon bald auch Trainingspartner in Göttingen habe. Als gebürtiger Göttinger ist es mir auch ein Anliegen, Blindentennis im TNB und explizit in Göttingen zu multiplizieren.

Haben Sie einen Tipp wie man sich am besten über Blindentennis informieren kann?Das liegt auf der Hand: Einfach beim TNB, beim Sehbehindertenverband oder der Gold-Kraemer-Stiftung melden. Dort erfährt man alles über die Sportart und bekommt direkt hilfreiche Tipps. Berührungsängste sind überflüssig, wir werden überall toll informiert und unterstützt.

Eine Frage zum Abschluss: Gibt es ein persönliches Ziel oder Traum?Ja, absolut. Ich möchte Teilnehmer der Paralympischen Spiele sein. Ich weiß, dass Blindentennis noch nicht Paralympisch ist, aber wenn wir weiter die Sportart bekannt machen, dann bin ich fest davon überzeugt, dass es bald soweit ist.

 

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